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Aus der Postgeschichte Strullendorfs

Strullendorf, das wohl schon bei der Gründung des Hochstifts Bamberg im Jahre 1007 bestanden hat und urkundlich 1247 als eines der vier Kammerdörfer der Diozöse genannt wird, kann auf eine sehr lange und wechselvolle Geschichte zurück blicken. Die örtliche Postgeschichte dagegen beginnt erst im Jahre 1893. 


 

Bahnhof 

 

Am 1. August 1893 wurde nämlich, gemäß einer Entschließung der Königlich Bayerischen Generaldirektion der Posten und Telegraphen, eine Postablage als Außenstelle der Postagentur Hirschaid eingerichtet. Der Inhaber der Postablage war der hauptlehrer Georg Tischler. Der Postdienstraum für die Einlieferung der Postsender befand sich im Erdgeschoß des damaligen Schulhauses. Die Umwandlung der Postablage in eine Postagentur, durch die auch der Zustelldienst für Strullendorf eingeführt wurde, erfolgte am 1. Oktober 1898. Gleichzeitig wurde Strullendorf an das Telegraphen- und Fernsprechnetz angeschlossen. Während bisher Strullendorf der benachbarten Post Hirschaid angeschlossen war, wurde es ab 1. März 1900 dem Oberpostamt Bamberg unterstellt. Im Frühjahr 1909 ist das neue Schulhaus in der Forcheimer Straße fertigestellt und bezogen worden. Die Postgeschichte berichtet, dass zu damaligen Zeit das neue Schulhaus zu weit vom eigentlichen Ortskern entfernt war, weshalb Hauptlehrer Tischler den Postagentendienst aufgeben musste. Die Gastwirtswitwe Anna Dauer übernahm die Postgeschäfte und bis zum Jahre 1918 blieb die Post im Gasthof "Weißes Lamm", Haus Nr. 86, und wurde dann am 1. April 1919 an den Maler Simon Rittmeier übergeben. Dieser versah seinen Dienst nur knapp 3 Jahre, danach wurde die Postagentur von Else Schlegel im Bahnhofsgebäude weiter geführt.

Da die Reichsbahn ihren Raum wieder selbst benötigte und die Gemeinde keinen anderen Postraum finden konnte, wurde die Postagentur am 1. April 1921 augelöst und die Postversorgung von Strullendorf wieder, wie schon 30 Jahre vorher auch, dem Postamt Hirschaid übertragen. Am 1. Februar 1922 wurde dann in Strullendorf wieder eine Postagentur im Haus Nr. 103 eingerichtet und Herr Nüßlein wurde mit der Leitung beauftragt. Er leitete die Postagentur 32 Jahre lang, bis er im Jahre 1954 in den Ruhestand ging. Ab 1928 nahm Herr Nüßlein die Postagentur mit in sein neu erbautes Haus in der Forchheimer Straße 125. Dort blieb sie bis 1955. Zwischenzeitlich. ab dem 1. Mai 1954, wurde die Poststelle in ein Zweigpostamt  der Gruppe L umgewandelt und vom Posthalter Friedrich Vollmer und danach vom Postschaffner Georg Seemüller geführt. Zunehmende Einwohnerzahlen und auch höherer Verkehrsanfall der Post ließen die Postagentur zu klein werden und so wurde sie am 10. März 1955 in die neuen Räume in der Schulgasse verlegt, die vom Gastwirtsehepaar Anton und Sofie Seitz zur Verfügung gestellt wurden. Ab 1. März 1956 wurde der Postschaffner Michael Bickel aus Burgebrach als Zweigpostamtsvorsteher eigesetzt. Am 2. Oktober 1960 wurde die Postversorgung von der Schiene auf die Straße verlegt und auch Strullendorf in die Landespostversorgung einbezogen. Am 1. Januar 1963 wurde Herr Bickel zum Postamt Bamberg versetzt und als neuer Betriebsleiter kam Postverwalter Willi Sachs. Aber auch er fand schon nach einem Jahr beim Postamt Bamberg eine neue Beschäftigung. Sein Nachfolger wird der in Ebrach tätige Postassistent Herr Serr, der nach 4 erfogreichen Jahren vom Postobersekretät Dorn, vom Postamt Hirschaid, für kurze Zeit abgelöst wird. Am 27. Dezember 1967 übernimmt Postsekretär Zimmermann, vom Postamt Hirschaid kommend, die Betriebsleitung.

 


 

Postagentur 

 


Am 1. Februar 1971 wird dem Postamt Strullendorf erstmals ein eigenes Post-KFZ für die Orts-, Paket- und Landzustellung zugewiesen. Das Wachstum des Ortes setzte sich weiterhin fort, Strullendorf wurde zu einem bedeutenden Industrieort. Steigende Einwohnerzahlen und die Ansiedlung vieler neuer Betriebe un Unternehmungen führten auch zu enem starken Anstieg des Postverkehrs. Die Diensträume in der Schulgasse reichten trotz Erweiterung im Jahre 1970 nicht mehr aus. So wurde im März 1976 neue, moderne 170 qm große Posträume, die den Ansprüchen von Kunden und Personal gerecht wurden, im Anwesen der Eheleute Anne und Eugen Wagner, Lindenallee 38, bezogen und am 29. März 1976 offiziell eigeweiht. Ehrengäste waren Oberpostdirektor Pohl, vom Postamt Bamberg, Bürgermeister Weiß und der Ortspfarrer.

Durch die Größe des neuen Postamts konnten auch ab 1. Juli 1977 folgende postalische Änderungen vorgenommen werden. Strullendorf wird Annahmepoststelle mit der Zuständigkeit für Postzustellung in den Orten Geisfeld, Leesten, Mistendorf, Rossdorf, Werndorf, Amlingstadt und Zeegendorf. Die Poststelle Amlingstadt wird zur Annahmepoststelle I umgewandelt, die Zustellung wurde von Strullendorf übernommen.

Mit Inkrafttreten der kommunalen Neuordnung werden ab 1. Mai 1978 nunmehr auch die Gemeinden Geisfeld und Zeegendorf in die Gemeinde Strullendorf eingegliedert. Ab diesem Zeitpunkt gilt für den gesamten Gemeindebereich Strullendorf die Bestimmungsortsbezeichnung 8602.

Der im Dezember 1984 neugegründete Briefmarken-Sammlerverein, Briefmarken-Sammler-Gemeinschaft, kurz BSG-Strullendorf e.V. genannt, veranstaltete am 20. November 1985 den ersten Großtauschtag, an dem auch die Post mit einem Infostand und einem Sonderpostschalter vertreten war. Der von der Gemeinde Strullendorf beantragte Handwerbestempel mit der Aufschrift " 5 Jahre Hauptsmoorhalle - Internationele Begegnungsstätte für Jung und Alt" wird erstmals von Bürgermeister Weiß bei der Eröffnung benutzt. Die ab 1. Juli 1985 gültige Postleitzahl war nun statt '8602' '8618'. 

Am 1. Juli 1986 wird in Strullendorf das erste Philatelie-Postseminar Oberfrankens durchgeführt, bei dem mehr als 50 Teilnehmer und kompetente Vertreter der Briefmarkenfachverbände anwesend sind. Gleichzeitig wurde im Rahmen des Poststempel - Sammlerservice der "Jahrhunderttagesstempelabdruck"  18.1.1986 in 8618 Strullendorf abgegeben. Eine in diesen Tagen stattfindende große Briefmarkenausstellung "JUBRIA 86" unter der Leitung von L. Fischer ist auch für die Postgeschichte Strullendorfs ein bedeutendes Ereignis. Die beiden Sonderstempel "JUBRIA 86 Philatelie und deutsch- amerikanische Freundschaft" sowie "JUBRIA 86  50 Jahre Tag der Briefmarke" werden auch die postgeschichtlichen Aufzeichnungen schmücken.

Herr Zimmermann war bis 1990 in Strullendorf als Poststellenleiter tätig und wechselte in gleicher Funktion an die Postfiliale Bamberg - Promenade. Sein Nachfolger in Strullendorf wurde im November 1990 dann Herr Haag. Mit der Einführung der neuen Postleitzahlen Mitte 1993 wurde Strullendorf mit allen Ortsteilen die Postleitzahl 96129 für die normale Brief- und Paketpost und die Postleitzahl 96127 für die Postfächer zugeteilt. Für die 750 Jahr Feier Strullendorfs gab es einen eigenen Sonderstempel, der ausschließlich am 3. Juli 1997 abgegeben wurde.

Am 2. November 1998 wurde das Postamt I in 96129 Strullendorf in der Lindenalle aus postorganistorischen Gründen geschlossen. Herr Haag übernahm die Dienstelle imn Memmelsdorf. Am 3. November 1998 wurde ein Postagentur im Schwalbenhof eröffnet, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihre Postgänge vor Ort zu erledigen.

Im Juni 2012 ist die Postagentur in die Bamberger Straße 5 gegenüber der alten Kirche umgezogen. Weitere Sonderstempel wurden durch die BSG Strullendorf initiiert und mit dem Philatelie-Sammler-Service aus Weiden in Strullendorf abgegeben.  Gründungsvorstände des örtlichen Briefmarkenvereins von 1984 (BSG-Strullendorf e.V.)  waren:  Walter Höfner 1.Vorsitzender, Ludwig Fischer 2. Vorsitzender, Reinhard Schönfeld 3.Vorsitzender und  Klaus Wichert Schatzmeister. 

 
Verfasser der Postgeschichte:  Karl Löser vom Postamt Bamberg, ergänzt und fortgeführt von Wolfgang Layh und Walter Höfner.

 

Aus der Postgeschichte Amlingstadts

Als seit Ende des 18. Jahrhunderts die Post öffentliche Staatsanstalt wurde, erreichte sie allmählich die entlegensten Orte. So wurde auch vor noch nicht allzu langer Zeit das fränkische Postnetz vergrößert, indem einige Orte um Bamberg herum, darunter auch Amlingstadt, mit einbezogen wurden. Davon und wie es der Post bis auf den heutigen Tag in Amlingstadt erging, soll die folgende kleine Chronik berichten. Es ist ein winziger Ausschnitt aus der vielgestaltigen Postgeschichte und ein kleiner Wirkungskreis aus dem umfassenden Bereich des gesamten Postwesens. Es war schon ein freudiges Ereignis, als im Jahr 1888 der Postillon zum ersten mal den Bewohnern der Pfarrei Amlingstadt Grüße von fernen Angehörigen überbrachte. Regelmäßig nach dem Mittagsmahl konnte man damals das Posthorn erklingen hören, wenn der Bote mit seinem Einspänner seinen Weg aus dem Hauptsmoorwald heraus auf die einsame Dorfstraße nach Amlingstadt nahm. Er gab hier die Sendungen für die Pfarrei Amlingstadt im hause der Brauerei Dötzer ab. An grünen Hängen und gepflegten Feldern vobei lenkte er dann sein Gefährt nach Zeegendorf. Und am anderen Tag, noch im Morgengrauen, holte er wieder die Post von Bamberg ab.


 

Dötzerhaus 

 


Die Postagentur, sie war in einem kleinen Raum neben der Küche untergebracht, wurde von 1888 bis 1903 von Frl. Anna Dötzer geführt. Nachmittags wurden die Sendungen von Hilfspersonen in Amlingstadt, Wernsdorf und Rossdorf dann zugestellt. Es war damals um die Jahrhundertwende noch ein verhältnismäßig ruhiger Dienst. Als 1903 Frl. Anna Dötzer nach Wernsdorf heiratete, wurde die Agentur in einem Zimmer des Schulhauses von Amlingstadt eingerichtet und von dem Lehrer Taschner bis 1920 verwaltet. Herr Keßtler war es, der die Postsendungen in Bamberg abholte und sie regelmäßig zwischen drei und halb vier in Amlingstadt ablieferte. Sein Gefährt stellte er in einem kleinen Häuschen beim Dötzerskeller ab und Martin Schlegel stellte die Post in Amlingstadt, Wernsdorf und Rossdorf zu. Seit ungefähr 1914 musste die Post nicht mehr in Bamberg, sondern sie konnte vom Strullendorfer Bahnhof abgeholt werden. Ab 1920 kam sie direkt ins Haus des Dorfschmieds Nr. 3. Postagent wurde Johann Maier und Martin Schlegel war weiterhin Hilfspostbote. Er stellte die "kleine Tour"  -Rossdorf und Amlingstadt- zu, während Johann Maier die "große Tour"  -Wernsdorf, Leesten, Mistendorf, Zeegendorf und Teuchatz- machte. Dabei war er von der früh halb elf Uhr bis nachmittags halb fünf Uhr mit dem Rad unterwegs. Nach seiner Heirat am 17. Februar 1927 kam die Postagentur in sein neu erbautes Haus Amlingstadt Nr. 1 1/2. Als er am 1.Dezember 1929 am Postamt Bamberg eine Anstellung erhielt, stellte seine Ehefrau Kunigunde Maier, die Post in Amlingstadt zu. Zu dieser Zeit fuhr das Postauto nach Amlingstadt, und zwar vor- und nachmittags. 1929 wurden dann auch in Wernsdorf, Rossdorf, Leesten, Mistendorf, Zeegendorf und Teuchatz Posthilfsstellen eingerichtet, von denen aus nun die Postsendungen in ihren Dörfern selbst zugestellt wurden.

Nach Kriegsende wurde 1945 Amlingstadt zur Poststelle II mit dem Dienstbereich Amlingstadt, Wernsdorf, Rossdorf und Leesten. In diesen Dörfern stellte Frau Kunigunde Maier bis 1947 die Post zu. Seit 1947 gehört Leesten zu Geisfeld. Ebenfalls seit 1947 wurde Frau Elfriede Pfister, die Tochter von Kunigunde und Johann Maier, Postaushilfe und stellte seit dem die Post für die übrigen drei Orte zu und erledigte größtenteils auch den Schalterdienst mit. Am 1. Juli 1948 wurde Kunigunde Maier Poststelleninhaberin in Amlingstadt als Nachfolgerin ihres Mannes. Die Poststelle Amlingstadt wurde mit Wirkung vom 1. April 1950 Poststelle I mit dem selben Dienstbereich. 1961 ging Frau Kunigunde Maier in Rente und die Tochter, Elfriede Pfister, wurde ihre Nachfolgerin. So wurde der Postdienst von Generation zu Generation ohne besondere Vorkommnisse erledigt. 1990 ging auch sie in Rente. Nachfolgerin am Postamt II in Strullendorf, wie sich das Amlingstadter Postamt nannte, wurde Frau Marianne Kaschenreuther. In der Zeit vom 1. April 1989 bis 1. April 1997 war ein Handwerbestempel mit der Inschrift "800 Jahre Geisfeld" im Einsatz. Am 3. Mai 1995 wurde die Poststelle Strullendorf II in Amlingstadt geschlossen. Der Tätigkeitsort von Frau Kaschenreuther wechselte an die Postfiliale an der Promenade in Bamberg. 

Geschrieben von W.Layh aus der Erinnerung von Elfriede Pfister, ehemals am Postamt Amlingstadt (Strullendorf II), der wir an dieser Stelle ganz herzlich danken